Mittwoch, 6. Juli 2016

FB #2 …


… oder wie das Internet uns verzogen hat.


Wie war das denn früher?
VOR der virtuellen Welt in der wir uns jetzt so häufig tummeln?
Was haben wir gemacht wenn wir jemanden anscheißen wollten?

OK, OK, ersetzte anscheißen durch denunzieren, blöde anmachen, dissen, kompromittieren, ihr wisst schon was ich meine.

Also, nochmal, was haben wir gemacht?

Richtig…
Entweder haben wir die Klappe gehalten weil der andere größer/stärker war oder Karate konnte oder wir hatten den Arsch in der Hose das durchzuziehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt war, die ganze Aktion war örtlich begrenzt. Klar wurde dann darüber getratscht. Das Ausmass der Verbreitung war aber nicht mit dem heutigen zu vergleichen.

Was wollte ich noch??
Ach so, ja, die FB-Erlebnisse schildern.

In der Timeline eines Freundes Bekannten ist mir letztens folgendes aufgefallen, er wird von Mister X angesprochen ob er denn wirklich mit Herrn Y befreundet sein möchte. Der Bekannte solle doch mal auf das Profil von Herrn Y gehen und sehen was der so alles mag oder nicht mag.

Da schwillt mir doch der Kamm.
Lassen wir mal unbemerkt das Herr Y wohl fragwürdige politische Meinungen verritt. Wohlgemerkt das diese im Moment polarisiert und nicht jedermanns Sache ist. DAS tut aber nichts zu der Art und Weise wie jemand (der Bekannte) öffentlich (eigentlich ja weltweit) zu einer Reaktion gezwungen wird, sich zu bekennen oder auch nicht. Erinnert ein wenig an provozierte Outings.

Der Bekannte, muss mann wissen ist ein Hotelier und Gastronom. Das heißt, er ist nicht nur Bekannter und Kumpel sondern auch noch Geschäftsmann. Auf'm Land. Im Ort. Sehr kleine Welt…

Es kribbelt, der Blutdruck steigt, ich melde mich von FB ab und setzte mich auf die Terrasse. Mit einem Kaffee und einer Runde Sudoku versuche ich mich abzulenken.
Hilft alles nichts, der Rechner wird wieder angeschmissen und ich formuliere meinen Wiederwillen ob dieser Anfrage.

Einige Zeit später befinde ich mich in einer wilden Diskussion, ob es denn richtig ist, mit diesen Menschen in FB befreundet bekannt zu sein. Meine Argumente, das dies nicht zur Diskussion steht, sondern die Art und weise WIE so etwas angefragt wird, verhallen.
Ich schlage vor das Mister X eine PM hätte schreiben können.
Oder direkt zu dem Bekannten gehen und vis-à-vis mit ihm reden.
Oder von mir aus seine Botschaft singend, tanzend und klatschend aufnehmen und per E-Mail an den Bekannten schicken.

Es gäbe so viele galantere Möglichkeiten außer jemanden ÖFFENTLICH die Pistole auf die Brust zu setzen und zu sagen "Hey, guck mal, das ist eine Nulpe, und du bist mit ihm befreundet, stehst du dazu?!" (im überspitzen Sinne)

Nachdem ich ein wenig Unterstützung bekommen habe, hat mein Diskussionspartner alle seine Antworten gelöscht und mittlerweile sieht es aus als ob ich ein episches Selbstgespräch führe. *knurrr

Was ich damit sagen will?
In Zeiten des Internet ist ein bashing so einfach geworden, und mit dem Manko das viele eben nicht mehr (richtig) lesen, geschweige denn Nachfragen/recherchieren und sofort etwas liken frage ich mich manchmal ob selbstständiges Mitdenken und Handeln überhaupt noch en vogue ist. Und Arsch in der Hose ist auch out …


PS Der kleine Hosenscheißer Anfragesteller hat sich nicht einmal zu Wort gemeldet, in einer Diskussion die über 2 Tage lief.



4 Kommentare:

  1. Und wieder weiß ich, warum ich mit Facebook und Co nichts am Kopf habe und mein Account gelöscht ist.

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    1. Oh, ich würde es nicht komplett verteufeln. Die Dosis macht das Gift. Und Hirn nie ausschalten … das gilt aber für fast alle Lebenssituationen :-)

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  2. Geht mir wie Paterfelis. Genau drei Wochen habe ich mir das angetan.

    Immerhin hat es Dir keine Ruhe gelassen und Du hast Dich eingesetzt,für bessere Manieren - Gut so!

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    1. Wie ich schon Paterfelis schrub, richtig eingesetzt ist es eine tolle Sache.

      Ja, ich bin der Zorro der guten Manieren … gnihihi … gerade ICH!!!

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