Mittwoch, 19. November 2014

Gedanken …


"… Valley's deep and the mountains so high
if you wanna see god
you've got to move on the other side …"
(BJH / Hymn)







… an ein liebes Mädchen.


Mädchen, eigentlich der falsche Ausdruck, aber ich mag ihn. 
Besonders in Bezug auf dich. 

Mädchen, es geht schon lange nicht mehr so wie du willst. 
Deine Wahl mal die Wohnung zu verlassen ist schon lange nicht mehr deine Entscheidung. Deine Familie erkennst du kaum noch und das selbstständige Leben welches du immer geführt hast, ist nicht mehr vorhanden. 

Angefangen mit deinem Haushalt, den du nicht mehr bewältigen konntest, weiter mit Stürzen, die dich auf die Knie gezwungen haben und dann das Vergessen. Vergessen wer wir sind, vergessen den Herd auszustellen, vergessen die Türe zu schließen. 

Aber vergessen kann auch gut tun. Vergessen das schon 3 deiner Geschwister nicht mehr sind, vergessen das du die letzte in eurer Wohngemeinschaft bist, vergessen das alle immer weniger Zeit haben und du diese meist alleine bist.

Deine ganzen 94 Jahre hast du gearbeitet, keine "eigene" Familie gehabt, dich um die Kinder deiner Geschwister gekümmert, warst ihnen mehr Mutter wie die Gebärende. 

Mit nichts kamt ihr her, ein schweres Leben habt ihr gehabt. Sowohl in der alten Heimat wie in der neuen.

Weißt du noch, wir waren mal einkaufen. Du, deine Schwester und ich. Ich nahm euch mit in einen großen Supermarkt, in die Landeshauptstadt. Ihr wolltet das mal sehen. Wart so neugierig. Aber ohne Auto bzw Führerschein wart ihr immer auf dem Land gefangen.

Ich werde nie vergessen wie du und deine Schwester die Preise für Mehl, Zucker, Butter und was weiß ich nicht noch alles bis auf den Cent/Pfennig genau im Kopf hattet. Ihr gezielt eingekauft habt. Immer die Preise verglichen. Das hat mir gezeigt wie gut ich es habe. Und das hat mir eine gehörige Portion Respekt für euch verschafft.

Ich vergesse auch nie die Geburtstage in eurem Wohnzimmer, zu klein für alle, nicht genügend Stühle, da wurden kurzerhand die Gartenstühle hereingeholt und ihr habt alle versorgt. So viel konnte kein Mensch essen was ihr alles aufgefahren habt. 

Und backen. Das hast du gerne getan. Dein Kuchen war immer lecker. Vielen Dank dafür. Und DANKE für jeden Anruf von dir das bei dir Kuchen bereit steht und wir ihn nur holen brauchen. Du hast immer an uns gedacht.

Mein liebes Mädchen, schon lange sagst du, dass du nicht mehr willst. Ich verstehe das. Jetzt ja. Ich würde dir gerne helfen. Ich weiß nur nicht wie. Würde dir den Fährmann bezahlen. Würde dir gerne die letzten Tage erleichtern. Würde dir gerne … ach so viel.

Ich kann dir nur sagen, lass los.
Wir alle verstehen es, respektieren es.









4 Kommentare:

  1. Manchmal ist es einfach genug.
    Ich kann es auch verstehen, auch wenn es für die Hinterbliebenen traurig ist, aber man muss und kann doch dann sagen: Es war ein langes, erfülltes Leben.

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  2. Schön, dass du bloggst. Danke.

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    1. Bitte, gerne geschehen.
      Wohin auch sonst mit meinem Seelenmüll? :-)

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